Deutscher Wachtelhund – FCI Standard Nr. 104


Ursprung

Deutschland.


Verwendung

Stöberhund; vielseitiger Jagdgebrauchshund.


Klassifikation

Klassifikation FCI
Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.
Sektion 2 Stöberhunde. Mit Arbeitsprüfung.


Kurzer geschichtlicher Abriß

Aus der jagdlichen Literatur lässt sich nachweisen, dass es schon seit Jahrhunderten dem heutigen Deutschen Wachtelhund ähnlich aussehende Jagdhunde gegeben hat, die zum Aufstöbern des Wildes verwendet wurden. Auch die Bezeichnung »Wachtelhund« ist historisch zu belegen.
Zur stammbuchmäßigen Zucht der Rasse »Deutscher Wachtelhund« kam es um die Jahrhundertwende. Stammvater der Rasse war »Lord Augusta 1834 L«, der aus Staufenberg (Oberbayern) kam. Mit einigen dazu passenden Hündinnen begann die Rassereinzucht. Zunächst kamen nur braune (teilweise mit weißen Abzeichen) und weißbraune Hunde, als Besonderheit letztere mit kleinen roten Abzeichen an Kopf und Läufen, dem sogenannten »Brand« vor. Durch die Hündin »Baby auf der Schanze 1838 L« kam die Braunschimmelfarbe in die Zucht.
Rudolf Frieß, der über Jahrzehnte die Zucht des Deutschen Wachtelhundes maßgeblich beeinflusste, veranlasste die getrennte Zucht in den Farbschlägen Braun und Braunschimmel. Er schuf damit die wesentliche Voraussetzung, trotz der engen Ausgangsbasis der Zucht, durch gezielte Paarungen innerhalb der beiden Schläge Inzuchtschäden zu verhindern. Die Trennung der Farbschläge erschien auch durch die etwas unterschiedliche Veranlagung der Hunde sinnvoll. Braune als Kurzjäger, leichter bogenrein zu führen; Braunschimmel als besonders spurwillige Weitjäger.
Die unterschiedliche Veranlagung kann heute nicht mehr als zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal der beiden Schläge gelten, da zwischenzeitlich aus verschiedenen Gründen mehrfach Verbindungen beider Schläge vorgenommen wurden. Generell gilt jedoch die Trennung zur Erhaltung einer nicht mehr miteinander verwandten Blutreserve innerhalb der Rasse heute noch.
Der Deutsche Wachtelhund wurde und wird ausschließlich von Jägern für Jäger, als Stöber- und vielseitiger Jagdgebrauchshund gezüchtet.


Allgemeines Erscheinungsbild

Der Deutsche Wachtelhund ist ein mittelgroßer, langhaariger, sehr muskulöser Stöberhund, mit edlem Kopf und kräftigen Knochen. Insgesamt länger als hoch, keinesfalls hochläufig wirkend.


Wichtige Proportionen

Verhältnis der Körperlänge zur Widerristhöhe 1,2 : 1
Verhältnis der Brusttiefe zur Widerristhöhe 0,5 0: 1
Verhältnis der Länge des Fangs zum Oberkopf 1 : 1


Verhalten / Charakter (Wesen)

Lebhaft und jagdlich sehr passioniert, freundlich und umweltsicher, sehr gelehrig und anpassungsfähig, weder ängstlich noch aggressiv.

Der Deutsche Wachtelhund ist der

  • mit starkem Finderwillen ausgestattete,
  • spur-/fährtenwillige und -sichere,
  • zuverlässig spurlaute,
  • feinnasige,
  • bring- und wasserfreudige,
  • wild- und raubzeugscharfe,
  • bei entsprechender Einarbeitung und Führung selbstständig, weiträumig kontrolliert (bogenrein) jagende, zuverlässig auf Schweiß und als Verlorenbringer arbeitende Stöber- und vielseitige Jagdgebrauchshund für deckungsreiche, vorwiegend Wald- und Wasserreviere. Die Anlage des Vorstehens wurde bei der Zucht von Anbeginn nicht beachtet.

Kopf

Oberkopf
Schädel Flach, mäßig breit, kein merklicher Hinterhauptbeinstachel.
Stop Nur wenig ausgeprägt.
Gesichtsschädel
Nasenschwamm Groß und dunkel, mit weit geöffneten Nasenlöchern, Pigmentflecken fehlerhaft, Ramsnase ziert den Hund.
Fang Kräftig mit gleichbleibend breitem Nasenrücken, nach unten leicht abgerundet, keinesfalls spitz, nicht kürzer als der Oberkopf.
Lefzen Gerade, trocken, straff anliegend, der Haarfarbe entsprechende Pigmentierung.
Kiefer / Zähne Vollständiges Gebiss mit 42 Zähnen in folgender Anordnung (schematisch von vorne gesehen):
Rechter M P F S S F P M Linker
Oberkiefer 2 4 1 3 3 1 4 2 Oberkiefer
Unterkiefer 3 4 1 3 3 1 4 3 Unterkiefer
Zeichenerklärung vorstehender Zahnformel:
S = Schneidezähne
F = Fangzähne
P = Prämolaren
M = Molaren
Schneidezähne des Oberkiefers scherenförmig vor denen des Unterkiefers; Zangenbiss wird toleriert; Zähne gut entwickelt, Gebiss kräftig.
Wangen Trocken, Haut straff anliegend; Jochbögen nicht hervortretend.
Augen Mittelbraun, möglichst dunkel, mittelgroß, etwas schräg eingesetzt, weder hervortretend noch tiefliegend; mit straff anliegenden Lidern ohne sichtbare Nackhaut. Lidrand behaart.
Behang Hoch und breit angesetzt, flach ohne Drehung dicht hinter dem Auge herabhängend, nicht dick, fleischig oder lappig; mit gleichmäßiger, über den Innenrand reichender Behaarung. Behang erreicht nach vorne gelegt den Nasenschwamm.


Hals

Kräftig, Nacken besonders gut bemuskelt, stumpfwinklig in den Widerrist übergehend; ohne sichtbare Kehlhaut beginnend und ohne Wamme sich zur Brust erweiternd.


Körper

Obere Profillinie In den einzelnen Körperteilen gerade, fließend ineinander übergehend, Kruppe leicht abfallend, Rute in Verlängerung der Rückenlinie oder leicht abfallend getragen.
Widerrist Kräftig und ausgeprägt.
Rücken Kurz und stramm, ohne Einsenkung hinter dem Widerrist.
Lenden bemuskelt, daher breit wirkend.
Kruppe Leicht abfallend, keinesfalls überbaut, etwas unter Widerristhöhe.
Brust Von vorne gesehen oval, von der Seite bis unter das Ellenbogengelenk reichend. Rippenkorb lang, gut gewölbt, nicht tonnenförmig oder flach.
Untere Profillinie und Bauch Von der letzten falschen Rippe ab mäßig nach hinten aufgezogen, auch an der Unterseite möglichst vollständig dicht mit Grannen und Unterwolle bedeckt.


Rute

In Ruhe in Fortsetzung der Rückenlinie gerade oder abwärts getragen; bei Erregung leicht angehoben und in lebhafter Bewegung; um Wundschlagen zu vermeiden, soll sie in den ersten drei Lebenstagen um höchstens ein Drittel gekürzt (kupiert) werden. (In Ländern, in denen das Rutenkupieren verboten ist, kann sie naturbelassen bleiben).


Gliedmaßen

Vorderhand
Allgemeines Von vorne gesehen gerade und parallel, von der Seite gesehen Läufe gut unter dem Körper senkrecht zur Erde stehend, gute Winkelungen.
Schultern Kräftig bemuskelt, schräg nach hinten liegendes Schulterblatt.
Oberarm In der Bewegung eng am Brustkorb entlang gleitend.
Ellenbogen Eng am Körper anliegend, weder ein- noch auswärts drehend.
Unterarm Gerade, Verbindungen zu den Gelenken nicht rachitisch aufgetrieben.
Vorderfußwurzelgelenk Kräftig.
Vordermittelfuß Gering nach vorne gerichtet.
Vorderpfoten Löffelförmig, Zehen eng aneinander liegend, Katzen- oder Hasenpfoten unerwünscht; mit derben, widerstandsfähigen, gut pigmentierten Ballen und kräftigen, sich gut abnutzenden Krallen.

Hinterhand
Allgemeines Von der Seite gesehen gute Winkelung in Knie- und Sprunggelenken; von hinten gesehen gerade und parallel, weder faßbeinig noch kuhhessig; starke Knochen.
Oberschenkel Breit und sehr muskulös, gute Winkelung zwischen Becken und Oberschenkel.
Knie Kräftig, mit guter Winkelung zwischen Ober- und Unterschenkel.
Unterschenkel Lang, muskulös und sehnig.
Sprunggelenk Kräftig.
Hintermittelfuß Kurz, senkrecht stehend.
Hinterpfoten Wie Vorderpfoten.


Gangwerk

Flüssig und raumgreifend; Läufe gleiten gerade und parallel eng am Körper entlang.


Haut

Derb und straff anliegend, keine Faltenbildung und Pigmentierung.


Haarkleid

Haar: Kräftiges, dicht anliegendes, meist welliges, gelegentlich auch lockiges (Astrachan) oder glattes Langhaar, mit dichter Unterwolle; nicht zu lang, noch weniger dünn oder gar seidig; im Nacken, am Behang und auf der Kruppe häufig lockig; Hinterseite der Läufe und die Rute gut befedert; häufig Halskrause (Jabot); auch am Bauch gut behaart; Fang und Oberkopf kurz, aber dicht behaart; den Behang decken Locken oder dichtes gewelltes Haar, das auch über den Innenrand reicht; die Zehenzwischenräume sind dicht, aber nicht zu lang behaart.

Farbe: Der Deutsche Wachtelhund wird in zwei Farbschlägen gezüchtet:

  • Einfarbig braun, seltener auch rot*; oft mit weißen oder geschimmelten Abzeichen an Brust und Zehen.
  • Braun-, seltener auch Rotschimmel*; als Grundfarbe stehen braune, bzw. rote* Haare mit weißen dicht gemischt; oft mit braunem, bzw. rotem* Kopf, sowie Platten, auch Mantel über den ganzen Rücken. Zu diesem Farbschlag gehören auch Schecken mit weißer Grundfarbe und großen braunen bzw. roten* Platten sowie Tiger, bei denen die weiße Grundfarbe zusätzlich mit braunen bzw. roten* Büscheln gesprenkelt oder getupft ist, auch wenn sie aus einfarbigen Eltern fallen.

In beiden Farbschlägen kommen rote* Abzeichen (Brand) über den Augen, an Fang, Läufen und Waidloch vor.

*) Hierzu gehören alle vorkommenden rötlichen (fuchs-, reh- oder hirschroten) Varianten.


Größe und Gewicht

Widerristhöhe
Rüden 48 - 54 cm.
Hündinnen 45 - 52 cm.

Gewicht
Der Größe entsprechend schwankend, etwa zwischen 18 - 25 kg (Hündinnen etwas leichter als Rüden).


Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

  • Ausgeprägter Stop.
  • Zu tiefe, nicht geschlossene Lefzen.
  • Das Fehlen eines 1.Prämolaren (PM1).
  • Nicht straff anliegende Augenlider.
  • Zu enge Gehörgänge (Disposition für Ohrenzwang).
  • Tonnenbrust.
  • Hochläufig- oder Feingliedrigkeit.
  • Dünnes, schütteres oder seidiges Haar; gering behaarter Bauch; Lederenden am Behang.
  • Geringe Über- oder Untergrößen und -gewichte.

Schwere Fehler

  • Hautveränderungen (Dermatitis, Atopie).
  • Fehlende Zähne (außer Fehlen eines PM1).

Ausschließende Fehler

  • Wesensschwäche, Schuss- und Wildscheue.
  • Schwere Gebissfehler (Vor- oder Rückbiss, Kreuzbiss).
  • Ektropium, Entropium.
  • Schwarze Haarfarbe.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.


Anmerkung

Rüden sollten zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.


Quelle: vdh.de/media/lexikon/161/deutscher_wachtelhund.pdf (31.03.2008)

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