Lagotto Romagnolo – FCI Standard Nr. 298

Wasserhund der Romagna


Ursprung

Italien.


Verwendung

Trüffelhund.


Klassifikation

Klassifikation FCI
Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.
Sektion 3 Wasserhunde. Ohne Arbeitsprüfung.


Kurzer geschichtlicher Abriß

Alteingesessener Wasser-Apportierhund in den sumpfigen Talgründen von Comacchio und in den Lagunen um Ravenna. Im Laufe der Jahre wurden die Sümpfe trockengelegt und in Ackerland verwandelt; seit der Urbarmachung wird der Lagotto in den Ebenen und Hügeln der Romagna zur Trüffelsuche eingesetzt.


Allgemeines Erscheinungsbild

Kleiner bis mittelgroßer, wohl proportionierter, kräftig gebauter Hund von rustikalem Aussehen mit dichtem, gelocktem Haar von wollener Struktur.


Wichtige Proportionen

Die Länge des Kopfes beträgt 40% der Widerristhöhe. Der Hund ist nahezu gleich lang wie hoch (quadratisch). Der Schädel soll etwas länger sein als 50% der Gesamtlänge des Kopfes. Der Fang ist um 2/10 kürzer als der Schädel (44% und 56%). Die Tiefe der Brust misst weniger als 50% (ungefähr 44%) der Widerristhöhe.


Verhalten / Charakter (Wesen)

Seine natürliche Begabung zum Revieren und sein ausgezeichneter Geruchsinn haben seinen Wandel zu einem vorzüglichen Trüffelhund begünstigt. Sein Jagdinstinkt ist erloschen, womit er durch den Wildgeruch von seiner Arbeit nicht abgelenkt wird. Der Lagotto ist gehorsam, genügsam, aufgeweckt, liebenswürdig, fest an seinen Meister gebunden und leicht auszubilden. Er ist zudem ein ausgezeichneter Begleit- und Wachhund.


Kopf

Von oben gesehen trapezförmig und mäßig breit; die oberen Begrenzungslinien des Fangs und des Schädels streben leicht auseinander.

Oberkopf
Schädel Auf der Höhe der Jochbogen breit; die Länge des Schädels entspricht seiner Breite. Von der Seite gesehen ist der Schädel vom Stop bis zum Hinterhauptbein länger als der Fang. Leicht konvex, wird er am Hinterkopf allmählich flacher. Die knöchernen Rundungen der Stirn sind gut entwickelt, die Augenbrauenbogen und die Stirnfurche sind ausgeprägt, der Hinterhauptbeinstachel ist kurz und nicht stark entwickelt, die supraorbitalen Einsenkungen sind unauffällig.
Stop Nicht zu stark ausgeprägt.
Gesichtsschädel
Nasenschwamm Groß, mit beweglichen Flügeln und weit geöffneten Nasenlöchern. Die vertikale Rinne ist ausgeprägt. Von der Seite gesehen ist der Nasenschwamm auf derselben Höhe wie der Fang und ragt nur wenig über den oberen Rand der Lefzen hinaus. Die Farbe entspricht der Farbe des Haarkleides und geht von hellbraun zu dunkelbraun.
Fang Ziemlich breit, etwas kürzer als der Schädel (Verhältnis Schädel zu Fang = 56 zu 44); nur sehr wenig länger als hoch, leicht keilförmig und vorne mäßig abgeflacht. Von der Seite gesehen ist der Nasenrücken gerade.
Lefzen Die nicht allzu dicken Lefzen sind eher eng anliegend, so dass die untere Begrenzungslinie des Fangs durch den Unterkiefer gebildet wird. Sie sind von einem langen und eher struppigen Oberlippenbart bedeckt. Von vorne gesehen bilden die Lefzen einen breiten Halbkreis. Die Farbe der Lippenumrandung geht von hellbraun zu dunkelbraun.
Kiefer / Zähne Die Kiefer sind kräftig mit fast geraden Seitenästen und relativ breiten Gebissknochen. Komplettes Scheren- oder Zangengebiss mit weißen, gut entwickelten Zähnen. Knapper Vorbiss zulässig.
Backen Flach.
Augen Ziemlich groß, rundlich, die Augenhöhle füllend, ziemlich weit auseinander liegend. Die Farbe der Iris geht entsprechend der Farbe des Haarkleides von Ocker über haselnussfarben bis zu dunkelbraun. Die Ränder der straff anliegenden Augenlider sind hellbraun bis dunkelbraun gefärbt. Die Wimpern sind sehr gut entwickelt. Der Blick ist lebhaft, der Ausdruck aufmerksam und aufgeweckt.
Behang Im Verhältnis zum Kopf mittelgroß, dreieckförmig mit abgerundeter Spitze; der eher breite Ansatz liegt knapp oberhalb des Jochbogens. In der Ruhestellung hängend wird der Behang bei Aufmerksamkeit leicht angehoben. Wenn er längs des Fangs nach vorne gelegt wird, soll er einen Viertel der Länge des Fangs erreichen. Am Behang sind die Locken weniger straff, aber das Haar bleibt stark gewellt. Kein kurzes Haar am Behang. Die Innenseite der Ohrmuschel ist ebenfalls vollständig behaart.


Hals

Kräftig, bemuskelt, dünn, von ovalem Durchmesser; am Nacken gut abgesetzt und ohne eine Spur von Wamme. Die obere Begrenzungslinie ist leicht gewölbt. Bei den Rüden kann der Halsumfang die zweifache Länge des Halses erreichen. Die Länge des Halses ist etwas geringer als die Gesamtlänge des Kopfes.


Körper

Rumpf stramm und kompakt, in seiner Länge der Widerristhöhe entsprechend.

Obere Profillinie Vom Widerrist zur Kruppe gerade.
Widerrist Höher als die Kruppe; die Schulterblattspitzen sind nicht eng aneinander, aber gut vorstehend und weit nach hinten reichend.
Rücken Stark bemuskelt, gerade.
Lenden Kurz, sehr kräftig, von der Seite gesehen leicht gewölbt; ihre Breite entspricht oder überragt leicht ihre Länge.
Kruppe Lang, breit, muskulös, leicht geneigt (Neigung von 25° bis 30°).
Brust Gut entwickelt; sie reicht bis zu den Ellenbogen. Vorne ziemlich schmal, wird sie von der sechsten Rippe an nach hinten breiter.
Untere Profillinie und Bauch Das Brustbein ist lang und bildet eine gerade Linie; weiter nach hinten ist die untere Linie nur leicht aufgezogen.


Rute

Weder zu hoch noch zu tief angesetzt, sich zur Spitze hin verjüngend. In ihrer Länge sollte sie knapp bis zum Sprunggelenk reichen.
In der Ruhe säbelförmig getragen, bei Aufmerksamkeit eindeutig höher; bei der Arbeit oder im Affekt kann sie über dem Rücken getragen werden, ist aber nie gerollt.


Gliedmaßen

Vorderhand
Allgemeines Von vorne und von der Seite gesehen senkrecht.
Schultern Schulterblatt lang (30% der Widerristhöhe), gut schräg liegend (52° bis 55°), bemuskelt, kräftig, fest, aber ohne Einschränkung der Beweglichkeit an der Thoraxwand befestigt. Der Schultergelenkswinkel beträgt 110° bis 115°.
Oberarm Bemuskelt, von feiner Knochenstruktur, gleich lang wie das Schulterblatt; seine Neigung zur Horizontalen beträgt 58° bis 60°.
Ellenbogen Gut, aber nicht zu straff an der Thoraxwand anliegend; sie sind von zarter Haut überzogen. Wie für den Oberarm ist die Stellung der Ellenbogen parallel zur medianen Sagittalebene des Körpers. Die Spitze des Olecranons liegt auf einer vertikalen Linie, die vom kaudalen Ende des Schulterblattes zum Boden fällt.
Unterarm In genau senkrechter Stellung, lang (36% der Widerristhöhe), mit starken, kompakten Knochen von ovalem Querschnitt.
Vorderfußwurzelgelenk Von vorne gesehen in der senkrechten Verlängerung des Unterarmes; dünn, kräftig und beweglich; das Erbsenbein ist deutlich vorstehend.
Vordermittelfuß Eher weniger dick und von feinerem Knochenbau als der Unterarm, elastisch, Von der Seite gesehen bildet er mit dem Boden einen Winkel von 75° bis 80°.
Vorderpfoten Leicht gerundet, kompakt, mit gewölbten, eng aneinanderliegenden Zehen. Die Krallen sind kräftig und gebogen. Die Fußballen sind gut pigmentiert. Die Zwischenzehenmembranen sind sehr gut entwickelt.

Hinterhand
Allgemeines Gerade und parallel, kräftig, in guter Proportion zur Größe des Hundes.
Oberschenkel Lang (35% der Widerristhöhe) mit voneinander gut abgesetzten, deutlich sichtbaren Muskelpaketen. Die Achse des Oberschenkels weist zur Horizontalen eine ausgeprägte Neigung von 80° auf. Der Hüftgelenkswinkel beträgt 105 bis 110°. Der Oberschenkel ist parallel zur mittleren Sagittalebene des Körpers.
Knie Der Kniegelenkswinkel beträgt 130° bis 150°.
Unterschenkel Nur wenig länger als der Oberschenkel (36% der Widerristhöhe), gut bemuskelt und von guter Knochensubstanz. Die Unterschenkelrinne ist gut sichtbar. Die Neigung des Unterschenkels zur Horizontalen beträgt 50° bis 55°.
Sprunggelenk Breit, dick, trocken, mit klar gezeichnetem knöchernem Umriss; parallel zur mittleren Sagittalbene des Körpers. Der Sprunggelenkswinkel beträgt ungefähr 140°.
Hintermittelfuß Dünn, zylindrisch, senkrecht zum Boden.
Hinterpfoten Etwas mehr von ovaler Form als die Vorderpfoten, da die Zehen etwas weniger gewölbt sind.


Gangwerk

Schritt regelmäßig, Trab voller Energie und lebhaft, Galopp in kurzen Perioden.


Haut

Am ganzen Körper gut anliegend, ohne Falten, zart; Unterhautbindegewebe spärlich. Die Pigmentierung der Schleimhäute und der Ballen ist von brauner bis stark dunkelbrauner Farbe.


Haarkleid

Haar: Wollig, oberflächlich etwas rau, mit enggerollten ringförmigen Locken, welche die Unterwolle durchscheinen lassen. Die Locken sollen am ganzen Körper gleichmäßig verteilt sein, ausgenommen am Kopf, wo die Locken weniger straff gerollt sind und Augenbrauen sowie einen reichlichen Oberlippen- und Kinnbart bilden. Sogar die Backen sind dicht behaart. Das Deckhaar und besonders die Unterwolle sind wasserundurchlässig. Wenn das Haar nicht gekürzt wird, neigt es zur Verfilzung; deshalb muss das Haar mindestens einmal im Jahr vollständig geschoren werden. Verfilztes Deckhaar und verfilzte Unterwolle müssen regelmäßig entfernt werden

Einfarbig unrein weiß, weiß mit braunen oder orangen Flecken, braunschimmel, einfarbig braun (in verschiedenen Tönungen) oder einfarbig orange. Braune bis dunkelbraune Maske zulässig.


Größe und Gewicht

Widerristhöhe
Für Rüden 43 bis 48 cm (Idealgröße 46 cm)
Für Hündinnen 41 bis 46 cm (Idealgröße 43 cm)
Gewicht
Für Rüden 13 bis 16 kg.
Für Hündinnen 11 bis 14 kg.


Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

  • Obere Begrenzungslinien von Fang und Schädel sich einander annähernd
  • Partielle Depigmentierung des Nasenschwammes.
  • Nasenrücken konkav.
  • Eindeutiger Vorbiss.
  • Schielen.
  • Gekürzte Rute.
  • Afterkrallen.
  • Haar nicht gelockt oder kurz geschnitten.
  • Haarfarbe schwarz, schwarze Flecken.
  • Über- oder Untergröße.

Ausschließende Fehler

  • Aggressiv oder ängstlich.
  • Totale Depigmentierung des Nasenschwamms.
  • Rückbiss.
  • Glasauge.
  • Geschnürtes Haarkleid.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.


Anmerkung

Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.


Quelle: vdh.de/media/lexikon/295/lagotto_romagnolo.pdf (31.03.2008)