Schweizerischer Niederlaufhund – FCI Standard Nr. 60

Berner Niederlaufhund, Jura Niederlaufhund, Luzerner Niederlaufhund, Schwyzer Niederlaufhund, Petit chien courant suissed


Ursprung

Schweiz.


Verwendung

Brackenschlag, welcher spur- und fährtenlaut das entsprechende Wild verfolgt und jagt. Er jagt selbständig. Er sucht und sticht mit großer Sicherheit auch in schwierigem Gelände. Der Schweizerische Niederlaufhund eignet sich auch vorzüglich für die Schweißarbeit.


Klassifikation

Klassifikation FCI
Gruppe 6 Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen.
Sektion 1.3 Kleine Laufhunde. Mit Arbeitsprüfung.


Kurzer geschichtlicher Abriß

Um die Jahrhundertwende wurde in einigen Kantonen der Schweiz das System der Revierjagd eingeführt. Da man der Ansicht war, die allseits beliebten, mittelgroßen Schweizer Laufhunde seien im Revier zu schnell, beschloss man, diese durch kleinere niederläufige Laufhunde zu ersetzen. Die durch planmäßige Zuchtauslese und geeignete Kreuzungen zielgerecht gezüchtete neue kleinere Rasse wurde »Niederlaufhund« genannt und zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: Relativ niedrig in der Risthöhe, den Schweizer Laufhunden ähnlich attraktiv gefärbtes Haarkleid, wohlklingender Spur- und Fährtenlaut und sehr passionierter Finderwillen zum Brackieren und für die Schweißarbeit. Der Schweizerische Niederlaufhund-Club (SNLC) wurde am 1.Juni 1905, zuerst unter dem Namen Schweizerischer Dachsbracken-Klub, gegründet.


Allgemeines Erscheinungsbild

"Laufhund"-Typ, im verkleinerten Maßstab des Schweizer Laufhundes, mit einer Widerristhöhe von 35 – 43 cm für Rüden und von 33 – 40 cm für Hündinnen, im Format rechteckig, mässig lang, kräftig gebaut. Mittelgroßer, trockener, edler Kopf mit freundlich-aufmerksamem Gesichtsausdruck. Behang lang, tief angesetzt und schön gefaltet. Brust- und Rippenkorb mässig breit und tief, viel Raum für Herz und Lunge bietend. Gliedmassen trocken und robust. In ruhiger Gangart wird die Rute hängend getragen, in Aktion leicht nach aufwärts gebogen.

Es gibt vier Farbvarietäten:

  • Berner Niederlaufhund.
  • Jura Niederlaufhund.
  • Luzerner Niederlaufhund.
  • Schwyzer Niederlaufhund.

Verhalten / Charakter (Wesen)

Feinnasiger, flinker, ausdauernder, passionierter kleiner Laufhund, der die Fährte sicher hält und mit wohlklingender Laute anhaltend jagt. Im Wesen freundlich, nicht ängstlich und nie aggressiv. Im Temperament ruhig bis lebhaft.


Kopf

Edel, trocken. Von vorn gesehen eher lang und schlank, verbreitert sich langsam zur Backenpartie.

Oberkopf
Schädel Leicht gewölbt, keine Stirnfalten, keine Stirnfurche. Hinterhauptstachel wenig hervortretend. Linie vom Hinterhauptstachel zum Stop etwa gleich lang und auf möglichst paralleler Ebene wie Linie vom Stop bis zur Nase.
Stop Stirnabsatz mässig ausgebildet.
Gesichtsschädel
Nasenschwamm Trüffel dunkel, Nasenlöcher weit geöffnet.
Fang Kräftig, ziemlich lang und mitteltief, nie spitz. Nasenrücken vorzugsweise gerade oder ganz leicht gewölbt, eher schmal.
Lefzen Obere Lefzen mässig überfallend, vorn leicht abgerundet, nie spitz. Lefzenwinkel geschlossen.
Kiefer / Zähne Sehr kräftiges, regelmässiges und vollständiges Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im kräftigen Kiefer stehen. Zangengebiss zulässig. Zwei Fehlende PM1 oder PM2 sind toleriert. Fehlende M3 werden nicht berücksichtigt.
Backen Wenig ausgebildet.
Augen Dunkel, klar, leicht oval, freundlich im Ausdruck. Weder tiefliegend noch hervortretend. Lidspalte straff mit enganliegenden Lidern. Lidränder gut pigmentiert.
Behang Nicht über der Augenlinie, tief und schmal angesetzt; in der Länge mindestens bis zur Nasenspitze reichend; schön gefaltet und anliegend herabfallend getragen; von feiner Beschaffenheit und fein behaart. Ohrmuschel nicht vorstehend.


Hals

Mässig lang, leicht und elegant, jedoch gut bemuskelt. Kehlhaut locker, Wamme jedoch nicht erwünscht.


Körper

Obere Profillinie Harmonisch vom Halsansatz bis zur sanft abfallenden Kruppe verlaufend.
Rücken Gerade, fest, mittellang.
Lenden Lendenpartie breit und kräftig, biegsam.
Kruppe Zur Rute hin sanft abfallend. Die Hüfthöcker sollten nicht sichtbar sein.
Brust Breit und tief, mindestens bis zum Ellenbogen reichend. Brustbeinspitze sichtbar, aber nicht extrem vorstehend. Rippen lang, mässig gerundet. Rippenkorb weit nach hinten reichend.
Untere Linie und Bauch Bauchlinie zur Hinterhand leicht aufgezogen. Flanken mässig ausgefüllt.


Rute

In harmonischer Fortsetzung der Kruppe angesetzt; von mittlerer Länge, mindestens bis zum Sprunggelenk reichend; in eleganter Spitze endend; gut behaart, ohne Fahne. In ruhiger Situation und Gangart hängend und ohne wesentliche Biegung getragen, in Aktion und Affekt leicht nach oben getragen, nie über den Rücken gekippt.


Gliedmaßen

Vorderhand: Kräftig bemuskelt, jedoch nicht schwer wirkend. Von vorn gesehen trockene, ganz gerade, senkrechte Vorderläufe von guter Knochenstärke, mit festen, gerade nach vorn gerichteten Pfoten.

Vorderhand
Schultern Kräftig bemuskelt. Schulterblätter relativ lang, gut schräg gelagert, flach anliegend und straff mit dem Brustkorb verbunden. Das Schulterblatt-Oberarmgelenk ist nahezu rechtwinklig.
Oberarm Etwa gleich lang wie das Schulterblatt, schräg gelagert.
Ellenbogen Natürlich der Körperseite angelegt.
Unterarm Kräftig, trocken, ganz gerade, geringfügig kürzer als der Oberarm.
Vorderfußwurzelgelenk Kräftig.
Vordermittelfuß Kurz. Von vorn gesehen senkrecht gestellt, nie ausgedreht. Seitlich gesehen nie ganz gerade, sondern leicht schräg zum Boden gestellt.
Vorderpfoten Rundlich, fest. Zehen kurz, gut gewölbt, eng aneinanderliegend. Ballen rauh und hart. Solide Krallen. Feine Behaarung zwischen den Zehen.

Hinterhand: Kräftig bemuskelt, in guter Proportion zur Vorderhand. Knie- und Sprunggelenke gut gewinkelt. Hinterläufe parallel, weder eng noch zu weit auseinander gestellt. In natürlicher Stellung des Hundes sollen sie leicht rückwärts gestellt sein. Knochen etwas weniger kräftig als bei der Vorderhand.

Hinterhand
Oberschenkel Von guter Länge und Breite, kräftig, gut bemuskelt.
Kniegelenk Gut gewinkelt, weder nach einwärts noch nach auswärts gedreht.
Unterschenkel Verhältnismässig lang, schräg gestellt.
Sprunggelenk Kräftig, gut gewinkelt, tief angesetzt.
Hintermittelfuß Kurz; von hinten gesehen gerade und parallel gestellt.
Hinterpfoten Ziemlich rund, fest; kurze, eng aneinanderliegende Zehenglieder. Ballen rauh und hart. Solide Krallen. Feine Behaarung zwischen den Zehen. Keine Afterkrallen, außer in den Ländern, in welchen die operative Entfernung der Afterkrallen gesetzlich verboten ist.


Gangwerk

Bevorzugte natürliche Gangart: Trab oder Galopp, raumgreifend. Der Bewegungsablauf im Trab soll fließend und schwungvoll sein, mit gutem Ausgreifen der Vorderläufe und kräftigem Schub. Geradlinige parallele Führung der Läufe.
Aktion vorne : Weder bodeneng noch paddelnd, weder zeheneng noch zehenweit.
Aktion hinten : Praktisch parallel, mit deutlichem Schub, weder zu eng noch zu weit, weder kuhhessig noch fassbeinig.


Haut

Gut anliegend und straff, keine Falten.


Haarkleid

Haar:

  • Glatthaar: Kurz, glatt, dicht anliegend, feiner an Kopf und Behang.
  • Rauhhaar: Hart, elastisch, anliegend; wenig Unterwolle; mit leichtem Bart.

Farbe: Es gibt vier Farbvarietäten.

Farbe
Berner Niederlaufhund Diese Varietät wird glatthaarig und rauhaarig gezüchtet, immer Tricolor: Weiss, schwarz und lohfarben. Grundfarbe weiss mit grossen, schwarzen Platten. Wenige schwarze "Spritzer" gestattet.
Lohfarbene Abzeichen (Brand) über den Augen, an den Backen, auf der Innenseite und im oberen Bereich des Behanges und rund um den Anus. Schwarzer Mantel gestattet. Haut: Schwarz unter dem schwarzen Fell, leicht weiß-schwarz marmoriert unter dem weißen Fell.
Jura Niederlaufhund Diese Varietät ist glatthaarig, selten stockhaarig. Vorzugsweise tiefes Schwarz mit lohfarbenen Abzeichen (Brand) über den Augen, an den Backen, auf der Brust und/oder an den Läufen. Oder aber lohfarben mit schwarzem Mantel oder Sattel. Weißer, nicht allzu großer Brustfleck toleriert. Haut: Schwarz unter dem schwarzen Fell, heller unter dem Brand.
Luzerner Niederlaufhund Diese Varietät ist glatthaarig. Grundfarbe weiss, dicht grau-weiß oder schwarz-weiss gesprenkelt (Blauschimmel) mit größeren, dunklen oder schwarzen Platten. Lohfarbene Abzeichen (Brand) über den Augen, an den Backen, auf der Innenseite und im oberen Bereich des Behanges und rund um den Anus. Schwarzer Mantel gestattet. Haut: Schwarz unter dem schwarzen Fell, und heller unter der dem blaugesprenkelten Fell.
Schwyzer Niederlaufhund Diese Varietät ist glatthaarig. Grundfarbe weiss, mit größeren oder kleineren gelbroten bis orange-roten Platten. Vereinzelte rote Spritzer sind nicht fehlerhaft. Roter Mantel gestattet. Haut: Dunkelgrau unter dem orangen Fell, weiß-schwarz marmoriert unter dem weißen Fell.


Größe

Widerristhöhe
Rüden 35 – 45 cm.
Hündinnen 33 – 40 cm.
Toleranz +/- 2 cm.


Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

  • Knochen zu feingliedrig oder zu grob; zu wenig Substanz.
  • Kopf derb, ohne Adel.
  • Nasenschwamm teilweise depigmentiert.
  • Augen zu hell, hart im Ausdruck.
  • Behang hoch angesetzt, zu kurz, flach, dick.
  • Deutliche Wamme.
  • Sattelrücken (eingefallen) oder Karpfenrücken (aufgezogen).
  • Kruppe kurz, abfallend.
  • Brustkorb zu wenig tief, flachgerippt oder tonnenförmig. Unregelmäßigkeiten im Rippenkorb (z. B. Glockenbrust).
  • Rute zu hoch getragen, stark gekrümmt.
  • Vorderläufe krumm, aus- oder eingedreht.
  • Schulterlage steil (zu offene Winkelung); Oberarm zu kurz;
  • Vorderfusswurzelgelenke schwach, Vordermittelfuss durchgetreten.
  • Spreizpfoten, Hasenpfoten.
  • Hinterhand steil gewinkelt; Stellung kuhhessig oder fassbeinig.
  • Farb- und Zeichnungsfehler:
    • Beim Berner Niederlaufhund: Zu viele schwarze Spritzer.
    • Beim Schwyzer Niederlaufhund: Zu viele rote Spritzer. Schwärzlicher Anflug ("Russ") am Behang, Rutenansatz und / oder in den Platten.
  • Unsicheres oder leicht aggressives Wesen.

Ausschließende Fehler

  • Sehr ängstliches oder aggressives Wesen.
  • Nicht rassetypische Gesamterscheinung.
  • Vollständig fleischfarbener Nasenschwamm.
  • Vorbiss, Rückbiss, Kreuzbiss.
  • Fehlende Schneide- oder Fangzähne; fehlerhaft Stellung der Fangzähne, Fehlen von insgesamt mehr als 3 Prämolaren und/oder Molaren.
  • Entropium, Ektropium.
  • Zu kurzes Brustbein, stark abgesetzte Brust.
  • Rute eingerollt oder Knickrute.
  • Farbkombinationen, die dem Standard nicht entsprechen.
  • Ristmaß für Rüden : unter 33 und über 45 cm.
  • Ristmaß für Hündinnen : unter 31 und über 42 cm.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.


Anmerkung

Rüden sollten zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.


Quelle: vdh.de/media/lexikon/424/schweizer_niederlaufhunde.pdf (31.03.2008)

Zuchtstätten


FCI Gruppe 6

Laufhunde, Schweißhunde

und verwandte Rassen


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