Appenzeller Sennenhund – FCI Standard Nr. 46


Ursprung

Schweiz


Verwendung

Treib-, Hüte-, Wach-, Haus- und Hofhund. Heute auch vielseitiger Arbeits- und Familienhund.


Klassifikation

Klassifikation FCI
Gruppe 2 Pinscher und Schnauzer- Molossoide-Schweizer Sennenhund und andere Rassen.
Sektion 3 Schweizer Sennenhunde. Ohne Arbeitsprüfung.


Kurzer geschichtlicher Abriß

Hundefotos - Quelle: http://www.appenzeller-sennenhunde.ch Foto © appenzeller-sennenhunde.ch


1853 wird im »Tierleben der Alpenwelt« erstmals ein Appenzeller Sennenhund als ein »hellbellender, kurzhaariger, mittelgroßer, vielfarbiger Sennenhund« beschrieben, der »strichweise in ganz regelmäßigem, spitzartigem Schlag, teils zur Hut der Hütte, teils zum Zusammentreiben der Herde, vorzufinden ist.« 1895 forderte der große Förderer der Rasse, Forstmeister Max Sieber, die SKG auf, etwas für den Appenzeller Sennenhund zu tun. 1898 stellte der Regierungsrat des Kantons St.Gallen SFr.400.-zur Hebung der Zucht des Appenzellers zur Verfügung. Im Auftrag der SKG wurde eine Kommission gebildet, Rassekennzeichen festgelegt und an einem Jahrmarkt in Altstätten 9 Rüden und 7 Hündinnen aufgestöbert. Sie erhielten Prämien zwischen Fr.5.-bis Fr.10.-. Als Folge davon erschienen 1989 an der ersten internationalen Hundeausstellung in Winterthur 8 Appenzeller in der versuchsweise eingeführten Klasse »Sennenhunde«. Dank der Anregung von Prof.Dr. Albert Heim, der sich sehr engagiert der Schweizer Sennenhunde und damit auch des »Appenzellers« annahm, wurde 1906 der »Appenzeller Sennenhunde Club« mit dem Zweck gegründet, die Rasse in ihrer Natürlichkeit zu erhalten und zu fördern. Mit der obligatorischen Eintragung der Welpen in das »Appenzeller Hundestammbuch« begann die gezielte Reinzucht. 1914 erarbeitete Prof. A. Heim den ersten gültigen Rassestandard. Das ursprüngliche Zuchtgebiet war das Appenzellerland; heute wird die Rasse über die ganze Schweiz verteilt und über die Landesgrenzen hinaus in vielen Ländern gezüchtet. Der Begriff »Appenzeller Sennenhund« ist heute klar umrissen und die Rasse als solche von den übrigen Schweizer Sennenhunden eindeutig abgegrenzt. Obschon der Appenzeller Sennenhund viele Liebhaber gefunden hat, ist die Zuchtbasis immer noch sehr klein. Nur durch verantwortungsbewusstes Züchten wird es möglich sein, die natürlichen und hervorragenden Erbanlagen der Rasse zu erhalten und zu festigen.

Allgemeines Erscheinungsbild

Dreifarbiger, mittelgroßer, fast quadratisch gebauter Hund, in allen Teilen harmonisch proportioniert, muskulös, sehr beweglich und flink, mit pfiffigem Gesichtsausdruck.


Wichtige Proportionen

  • Widerristhöhe zu Körperlänge = 9 : 10, eher gedrungen als zu lang.
  • Fanglänge zum Oberkopf = 4 : 5.

Verhalten / Charakter (Wesen)

Lebhaft, temperamentvoll, selbstsicher und furchtlos. Leicht misstrauisch gegenüber Fremden; unbestechlicher Wächter; freudig, lernfähig.


Kopf

In harmonischer Größenverhältnis zum Körper, leicht keilförmig.

Oberkopf
Schädel Ziemlich flach, am breitesten zwischen den Ohren, zum Fang hin sich gleichmäßig verjüngend. Hinterhauptbeinhöcker sehr wenig ausgeprägt. Stirnfurche mäßig ausgebildet.
Stop Wenig ausgeprägt.
Gesichtsschädel
Nasenschwamm Beim schwarzen Hund: schwarz,
beim havannabraunen Hund: braun (möglichst dunkel)
Fang Mittelkräftig, gleichmäßig sich verjüngend, doch nicht spitz, mit kräftigem Unterkiefer. Nasenrücken gerade.
Lefzen Trocken und anliegend, beim schwarzen Hund schwarz, beim havannabraunen Hund braun (möglichst dunkel) pigmentiert. Lefzenwinkel nicht sichtbar.
Kiefer / Zähne Kräftiges, vollständiges und regelmäßiges Scherengebiss; Zangengebiss toleriert. Ein (1) fehlender oder ein doppelter PM1 (Prämolar 1) und das Fehlen der M3 (Molaren 3) toleriert.
Backen Sehr wenig ausgeprägt.
Augen Ziemlich klein, mandelförmig, nicht vorstehend, etwas schräg gegen die Nase gestellt. Ausdruck lebhaft.
Farbe: beim schwarzen Hund: dunkelbraun, braun. beim havannabraunen Hund: helleres braun, aber so dunkel wie möglich.
Augenlider Gut anliegend, beim schwarzen Hund schwarz, beim havannabraunen Hund braun (möglichst dunkel) pigmentiert.
Ohren Ziemlich hoch und breit angesetzt, hängend, in Ruhestellung flach und an den Backen anliegend getragen; dreieckig, an der Spitze leicht abgerundet. Bei Aufmerksamkeit am Ansatz angehoben und nach vorne gedreht, so dass, von vorne und oben gesehen, der Kopf mit den Ohren ein auffälliges Dreieck bildet.


Hals

Eher kurz, kräftig, trocken.


Körper

Kräftig, kompakt.

Rücken Mäßig lang, fest und gerade.
Lendenpartie Kurz und gut bemuskelt.
Kruppe Relativ kurz, in Fortsetzung der Rückenlinie flach verlaufend.
Brust Breit, tief, bis zu den Ellenbogen reichend, mit deutlicher Vorbrust. Brustbein genügend weit nach hinten reichend. Rippenkorb von rund-ovalem Querschnitt.
Untere Profillinie und Bauch Nur wenig aufgezogen.


Rute

Hoch angesetzt, kräftig, von mittlerer Länge, dicht behaart, Haare an der Unterseite etwas länger; In der Bewegung eng über die Kruppe gerollt, seitlich oder in der Mitte getragen. Im Stand Hängerute in verschiedener Ausprägung toleriert.


Gliedmaßen

Kräftiger, trockener Knochenbau.

Vorderhand
Allgemeines Gut bemuskelt, Stellung von vorn gesehen gerade und parallel, nicht zu eng.
Schultern Schulterblatt lang und schräg liegend.
Oberarm Gleich lang oder nur wenig kürzer als das Schulterblatt. Winkel zum Schulterblatt nicht zu stumpf.
Ellenbogen Gut anliegend.
Unterarm Gerade, trocken.
Vordermittelfuß Von vorne gesehen in geradliniger Fortsetzung des Unterarms; von der Seite gesehen ganz leicht abgewinkelt.

Hinterhand
Allgemeines Gut bemuskelt, Stellung von hinten gesehen gerade und parallel, nicht zu eng. Die rassetypischen Winkelungen bewirken eine relativ »steile« Hinterhand.
Oberschenkel Ziemlich lang, zum Hüftbein (coxo-femoral Gelenk) einen relativ kleinen Winkel bildend.
Kniegelenk Relativ offen.
Unterschenkel Etwa gleich lang oder nur wenig kürzer als der Oberschenkel. Trocken und gut bemuskelt.
Sprunggelenk Relativ hoch angesetzt.
Hintermittelfuß Senkrecht und parallel gestellt, etwas länger als der Vordermittelfuß, weder ein- noch ausgedreht. Afterkrallen müssen entfernt sein, ausgenommen in Ländern, in welchen die operative Entfernung der Afterkrallen gesetzlich verboten ist.

Pfoten

Kurz, mit gewölbten, eng aneinanderliegenden Zehen und kräftigen Ballen.


Gangwerk

Kräftiger Schub, guter Vortritt. Im Trab, von vorne und von hinten gesehen, geradlinige Gliedmaßenführung.


Haarkleid

Haarkleid
Haar Stockhaar, fest und anliegend. Deckhaar dicht und glänzend. Unterwolle dicht, schwarz, braun oder grau; Durchscheinen der Unterwolle unerwünscht. Leicht gewelltes Haar nur auf Widerrist und Rücken zwar toleriert, aber nicht erwünscht.
Farbe Grundfarbe schwarz oder havannabraun, mit möglichst symmetrischen braun-roten und weißen Abzeichen. Kleine braun-rote Abzeichen (Flecken) über den Augen. Braun-rote Abzeichen an den Backen, an der Brust (links und rechts, im Bereich des Schulter-Oberarm-Gelenkes) und an den Läufen, wobei das Braun-rot stets zwischen schwarz bzw. Havannabraun und weiß liegen muss.
Weiße Abzeichen
  • Gut sichtbare, weiße Blässe, die vom Oberkopf ohne Unterbrechung Über den Nasenrücken läuft und den Fang ganz oder teilweise umfassen kann.
  • Weiß vom Kinn über Kehle ohne Unterbrechung bis zur Brust.
  • Weiß an allen vier Pfoten.
  • Weiß an der Rutenspitze.
  • Weißer Nackenfleck oder halber Halsring toleriert.
  • Durchgehender, dünner, weißer Halsring zwar toleriert, aber nicht erwünscht.


Größe

Widerristhöhe
Für Rüden 52 - 56 cm,
Für Hündinnen 50 - 54 cm.

Toleranz plus oder minus 2 cm.



Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

  • Mangelndes Geschlechtsgepräge.
  • Sehr langes oder unharmonisches Gebäude.
  • Feine oder zu grobe Knochen.
  • Ungenügende Bemuskelung.
  • Sehr schwerer oder sehr leichter Kopf.
  • Runder Oberkopf.
  • Zu stark ausgeprägter Stop.
  • Zu langer, zu kurzer, dünner, spitzer Fang. Nasenrücken nicht gerade.
  • Zu stark ausgebildete Lefzen.
  • Fehlen von mehr als einem PM1 (Prämolar 1).
  • Zu stark entwickelte Backen.
  • Runde, hervorstehende oder helle Augen.
  • Zu kleine, zu große, abstehende, zu hoch- oder zu tief angesetzte Ohren.
  • Senkrücken, Karpfenrücken.
  • Abfallende oder überbaute Kruppe.
  • Aufgezogener Bauch.
  • Flacher oder tonnenförmiger Brustkorb; fehlende Vorbrust; zu kurzes Brustbein.
  • Locker gerollte Rute, Rutenspitze mindestens noch die Rutenbasis berührend.
  • Ungenügende Winkelung der Vorder- und/oder der Hinterhand.
  • Ausgedrehte Ellenbogen.
  • Weiche Vorderfußwurzelgelenke.
  • Kuhhessigkeit.
  • Länglich- ovale Pfoten (Hasenpfoten), gespreizte Zehen.
  • Unkorrekter Bewegungsablauf, z.B.kurztrittig-stelzend, bodeneng, überkreuzend usw.
  • Durchscheinen der Unterwolle.
  • Zeichnungsfehler:
    • Schwarze Tupfen im Weiß
    • Unterbrochene Blässe.
    • Durchgehender, breiter, weißer Halsring.
    • Unterteiltes Weiß an der Brust.
    • Deutlich über die Vorderfußwurzel reichendes Weiß (Stiefel).
    • Fehlendes Weiß an der Rutenspitze und den Pfoten.
  • Unter- oder Übergröße bezüglich Toleranzangaben.
  • Unsicheres Verhalten, Temperamentlosigkeit, leichte Aggressivität.

Ausschließende Fehler

  • Ängstlichkeit, Aggressivität.
  • Rückbiss, Vorbiss, Kreuzbiss.
  • Entropium, Ektropium.
  • Blaues Auge, Glassauge.
  • Sichelrute (Rutenspitze berüht die Rutenbasis nicht mehr), eindeutige Hängerute, Knickrute.
  • Andere Haarart als Stockhaar.
  • Fehlende Dreifarbigkeit.
  • Andere Grundfarbe als schwarz oder havannabraun.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.


Anmerkung

Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.


Quelle: vdh.de/media/lexikon/18/appenzeller_sennenhund.pdf (29.03.2008)