Weimaraner – FCI Standard Nr. 99


Ursprung

Deutschland.


Verwendung

Vielseitiger Jagdgebrauchshund (Vorstehhund).


Klassifikation

Klassifikation FCI
Gruppe 7 Vorstehhunde.
Sektion 1.1 Kontinentale Vorstehhunde, "Typ-Braque".
Mit Arbeitsprüfung


Kurzer geschichtlicher Abriß

Über die Entstehung des Weimaraner Vorstehhundes gibt es zahlreiche Theorien. Fest steht nur so viel, dass der Weimaraner, der damals noch sehr viel Leithundblut führte, schon im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts am Hof zu Weimar gehalten wurde.
Zu Mitte des Jahrhunderts, also vor Beginn unserer Reinzucht, lag die Zucht fast ausschließlich in den Händen von meist nur nach Leistung züchtenden Berufsjägern und Förstern in Mitteldeutschland, vor allem in der Gegend um Weimar und in Thüringen. Als die Tage des Leithundes vorbei waren, kreuzten diese ihre Hunde auch mit dem Hühnerhund und züchteten mit diesen Kreuzungen weiter. Ab etwa 1890 wird die Rasse planmäßig gezüchtet und zuchtbuchmäßig erfasst. Neben dem kurzhaarigen Weimaraner kam auch schon vor der Jahrhundertwende, wenn auch nur vereinzelt, eine langhaarige Varietät vor. Der Weimaraner wurde seit seiner zuchtbuchmäßigen Erfassung rein gezüchtet, ist also im Wesentlichen frei von Einkreuzungen fremder Rassen, vor allem von Pointern geblieben. Damit ist der Weimaraner wohl die älteste deutsche Vorstehhundrasse, die seit rund 100 Jahren rein gezüchtet wird.


Allgemeines Erscheinungsbild

Mittelgroßer bis großer Jagdgebrauchshund. Zweckmäßiger Arbeitstyp, formschön, sehnig, mit kräftiger Muskulatur. Der Rüden- bzw. Hündinnentyp soll eindeutig ausgeprägt sein.


Wichtige Proportionen

  • Rumpflänge zu Widerristhöhe etwa 12 : 11.
  • Längenproportionen des Kopfes: von der Nasenspitze bis zum Stirnanfang etwas länger als von dort bis zum Hinterhauptbein.
  • Vorderhand: Abstand Ellenbogen bis Mitte Vordermittelfußknochen und Abstand Ellenbogen bis Widerrist etwa gleich.

Verhalten / Charakter (Wesen)

Vielseitiger, leicht-führiger, wesensfester und passionierter Jagdgebrauchshund mit systematischer und ausdauernder Suche, jedoch nicht übermäßig temperamentvoll. Nase von bemerkenswerter Güte. Raubzeug- und wildscharf; auch wachsam, jedoch nicht aggressiv. Zuverlässig im Vorstehen und in der Wasserarbeit. Bemerkenswerte Neigung zur Arbeit nach dem Schuss.


Kopf

Oberkopf
Schädel In Harmonie zu der Körperhöhe und zum Gesichtsschädel. Beim Rüden breiter als bei der Hündin, jedoch bei beiden im Verhältnis Breite des Oberkopfes zur Gesamtlänge des Kopfes in guter Proportion stehend. Auf der Stirnmitte eine Vertiefung. Hinterhauptbein leicht bis mäßig hervortretend. Hinter den Augen gut verfolgbares Jochbein.
Stop Stirnabsatz äußerst gering.
Gesichtsschädel
Nasenschwamm Groß, über den Unterkiefer vorstehend. Dunkelfleischfarben, nach hinten allmählich in grau übergehend.
Fang Lang und besonders beim Rüden kräftig, im Profil fast kantig wirkend. Fang- und Reißzahnbereich etwa gleich stark. Nasenrücken gerade, oft etwas gewölbt, niemals nach unten durchgebogen.
Lefzen Mäßig überfallend; diese wie Gaumen fleischfarben. Kleine Mundfalte.
Kiefer / Zähne Kiefer kräftig. Gebiss vollständig, regelmäßig und kräftig. Schneidezähne sich reibend berührend (Scherengebiss).
Backen Muskulös und deutlich ausgeprägt. "Trockener Kopf".
Augen Bernsteinfarben, dunkel bis hell, von intelligentem Ausdruck. Im Welpenalter himmelblau. Rund, kaum schräg gestellt. Lider gut anliegend.
Behang Breit und ziemlich lang, etwa den Mundwinkel erreichend. Hoch und schmal angesetzt, unten spitz abgerundet. Bei Aufmerksamkeit leicht nach vorne gedreht, gefaltet.


Hals

Edel wirkend und getragen, obere Profillinie geschwungen. Muskulös, fast rund, nicht zu kurz, trocken. Zu den Schultern sich verstärkend und in Rückenlinie und Brust harmonisch übergehend.


Körper

Obere Profillinie Von der geschwungenen Halslinie über den gut ausgeprägten Widerrist harmonisch in den relativ langen, festen Rücken übergehend.
Widerrist Gut ausgeprägt.
Rücken Fest und muskulös, ohne Senkung. Hinten nicht überbaut. Ein etwas längerer Rücken ist, da rasseeigentümlich, nicht fehlerhaft.
Kruppe Becken lang und mäßig schräg gestellt.
Brust Kräftig, aber nicht übermäßig breit; mit genügender Tiefe - fast bis zum Ellbogen reichend - und genügender Länge. Gute Wölbung, ohne tonnenförmig zu sein, mit langen Rippen, Vorbrust gut ausgeprägt.
Untere Profillinie und Bauch Leicht ansteigend, Bauch aber nicht aufgezogen.


Rute

Rutenansatz etwas tiefer unter der Rückenlinie als bei anderen vergleichbaren Rassen. Rute kräftig und gut behaart. In der Ruhe hängend, bei Aufmerksamkeit und bei der Arbeit waagrecht oder auch höher getragen.


Gliedmaßen

Vorderhand
Allgemeines Läufe "hoch", sehnig, gerade und parallel; aber nicht breit stehend.
Schultern Lang und schräg. Gut anliegend. Kräftig bemuskelt. Gute Winkelung des Schulterblatt-Oberarmgelenkes.
Oberarm Schräg gestellt, genügend lang und stark.
Ellenbogen Frei und geradeliegend. Weder nach innen noch nach außen gedreht.
Unterarm Lang, gerade gestellt.
Vorderfußwurzelgelenk Kräftig, straff.
Vordermittelfuß Sehnig, leicht schräg gestellt.
Vorderpfoten Kräftig. Gerade zur Körpermitte stehend. Zehen eng aneinanderliegend und gewölbt. Längere Mittelzehen sind rasseeigentümlich und somit nicht fehlerhaft. Krallen hell- bis dunkelgrau. Ballen gut pigmentiert, derb.

Hinterhand
Allgemeines Läufe "hoch", sehnig bzw. gut bemuskelt. Parallel gestellt, nicht nach außen oder innen gedreht.
Oberschenkel Genügend lang, kräftig und gut bemuskelt.
Kniegelenk Kräftig und straff.
Unterschenkel Lang, Sehnen deutlich hervortretend.
Sprunggelenk Kräftig und straff.
Hintermittelfuß Sehnig, fast senkrecht stehend.
Hinterpfoten Kräftig, kompakt ohne Wolfskrallen. Sonst wie Vorderpfoten.


Gangwerk

Bewegungsablauf in allen Gangarten raumgreifend und fließend. Hinter- und Vorderläufe parallel gesetzt. Galoppsprung lang und flach. Im Trab Rücken gerade bleibend. Passgang ist unerwünscht.


Haut

Kräftig. Gut, aber nicht zu eng anliegend.

Haarkleid

Haar:

Haar
Kurzhaar Kurzes (aber länger und dichter als bei den meisten vergleichbaren Hunderassen), kräftiges, sehr dichtes, glatt anliegendes Deckhaar. Ohne oder mit geringer Unterwolle.
Langhaar Weiches, langes Deckhaar mit oder ohne Unterwolle. Glatt oder leicht wellig. Haar am Behangansatz lang überfallend. An den Behangspitzen ist samtartiges Haar zulässig. Haarlängen an den Seiten 3 - 5 cm, an der Halsunterseite, der Vorbrust und am Bauch meist etwas länger. Gute Federn und Hosen, jedoch nach unten weniger lang. Rute mit guter Fahne. Zwischenzehenraum behaart. Kopfbehaarung weniger lang. Stockhaarähnliche Behaarung mit mittellangem, dichtem und gut anliegendem Deckhaar, dichter Unterwolle und mäßig ausgebildeten Federn und Hosen kommt bei mischerbigen Hunden gelegentlich vor.

Farbe: Silber-, reh- oder mausgrau sowie Übergänge zwischen diesen Farbtönen. Kopf und Behänge meist etwas heller. Weiße Abzeichen sind nur in geringem Maß an der Brust und an den Zehen zulässig. Gelegentlich über der Rückenmitte ein mehr oder weniger gut ausgeprägter dunkler "Aalstrich". Hunde mit ausgesprochen rot-gelbem "Brand" dürfen höchstens den Formwert "gut" erhalten. Brauner Brand ist ein schwerer Fehler.


Größe

Widerristhöhe
Rüden 59 bis 70 cm (Idealmaße: 62 - 67 cm).
Hündinnen 57 bis 65 cm (Idealmaße: 59 - 63 cm).

Gewicht
Rüden Ca. 30 bis 40 kg.
Hündinnen Ca. 25 bis 35 kg.


Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.


Schwere Fehler

  • Deutliche Abweichungen im Typ. Geschlechtsuntypisch.
  • Grobe Abweichungen in Größe und Proportionen.
  • Gesichtsschädel: Grobe Abweichungen, z. B. zu starke Lefzen, kurzer oder spitzer Fang.
  • Kiefer und Zähne: Fehlen von mehr als zwei PM1 oder M3.
  • Augen: Leichte, vor allem leichte und einseitige Lidfehler.
  • Behänge: Ausgesprochen kurz oder lang, nicht gedreht.
  • Lose Halshaut (Wamme). Große Abweichungen in Form und Bemuskelung.
  • Rücken: Deutlicher Senk- oder Karpfenrücken. Überbaut.
  • Brust, Bauch: Tonnenförmige Brust, ungenügende Brusttiefe- oder -länge. Aufgezogener Bauch.
  • Grobe Stellungsanomalien, z. B. mangelhafte Winkelung, auswärts gedrehte Ellenbogen, offene Pfoten.
  • Starke Fasseinigkeit oder Kuhhessigkeit.
  • Schlechte Gänge in einzelnen Gangarten, auch mangelnder Vortritt oder Vorschub - Passgang.
  • Grobe Mängel, z. B. Haut sehr fein oder sehr grob.
  • Übergänge zwischen den im Standard festgelegten Haarvarianten.
  • Fehlende Behaarung an Bauch und Behängen (Lederohren). Verbreitet wolliges Haar bei der kurzhaarigen Varietät. Ausgesprochen lockige oder knappe Behaarung bei der langhaarigen Varietät.
  • Abweichungen von Grautönen, wie gelblich oder bräunlich. Brauner Brand.
  • Starke Abweichungen in Größe oder Gewicht (z. B. mehr als 2 cm im Stockmaß).
  • Sonstige grobe Mängel.
  • Leichte Wesensmängel.

Ausschließende Fehler

  • • Absolut untypisch, vor allem schwerfällig oder schwächlich.
  • Absolut unproportioniert.
  • Absolut untypischer z. B. bulldoggenähnlicher Oberkopf.
  • Gesichtsschädel: Absolut untypisch, z. B. durchgebogener Nasenrücken.
  • Kiefer und Zähne: Vorbeißer, Rückbeißer, Fehlen von weiteren Zähnen.
  • Augen: Entropium, Ektropium.
  • Behänge: Absolut untypisch, z. B. abstehend.
  • Ausgesprochen starke Wamme.
  • Rücken: Starker Senk- oder Karpfenrücken. Stark überbaut.
  • Brust, Bauch: Brust ausgesprochen tonnenförmig oder missgebildet.
  • Läufe rachitisch oder missgebildet.
  • Chronische Lahmheit.
  • In den Gängen ausgesprochen behindert.
  • Hautmissbildungen und -defekte.
  • Teilweise oder vollständige Haarlosigkeit.
  • Farbe anders als grau. Ausgedehnter brauner Brand. Weiße Abzeichen außer an Brust und Pfoten.
  • Ausgesprochene Über- oder Untergrößen.
  • Sonstige Missbildungen. Krankheiten, bei denen Erblichkeit angenommen werden muss, z. B. Epilepsie.
  • Wesensmängel, z. B. scheu, oder ängstlich.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.


Anmerkung

Rüden sollten zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.


Quelle: vdh.de/media/lexikon/474/weimaraner.pdf (31.03.2008)

Zuchtstätten


FCI Gruppe 7

Vorstehhunde


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